Leipzig (17. Juni 1953)

Analyse über die Entstehung des Ausbruches des faschistischen Abenteuers vom 17.6.1953 im Bezirk Leipzig

Taktik und Methode des Feindes:

Die Taktik der Provokateure war, die Arbeiter unter Ausnutzung der Massenstimmung mit wirtschaftlichen Forderungen zu mobilisieren und auf die Straße zu bringen.  Dabei machten sie sich teilweise unsere Losungen zunutze und marschierten unter der schwarz-rot-goldenen Fahne.  Erst als sich genügend Menschen in Bewegung gesetzt hatten, wurden durch Gruppen von Provokateuren faschistische Losungen, wie “Nieder mit der Regierung”, “Sturz der Regierung”, “Gebt die politischen Gefangenen frei” usw. gerufen.

Die Organisertheit zeigte sich in der Einheitlichkeit der Losungen und in der organisierten Verbindung von Betrieb zu Betrieb, von Demonstrationszug zu Demonstrationszug durch Fahrzeuge verschiedener Art.

Mit der Verbreitung faschistischer Losungen begannen die Zerstörungen an öffentlichen Gebäuden, Häusern demokratischer Organisationen, insbesondere der VP-Gebäude, der Haftanstalten usw.  Diese Zerstörungen wurden durchgeführt durch kleine Gruppen von Provokateuren und verhetzte Jugendliche.  Die Arbeiter beteiligten sich im allgemeinen nicht an den faschistischen Ausschreitungen, aber sie haben tatenlos zugesehen.

Nach dem Einsatz der KVP [Kasernierten Volkspolizei] und der sowjetischen Armee wurden die Provokationen schnell zerschlagen.

Die neue Taktiv der Provokateure war die Verbreitung von Hetzparolen gegen die KVP und die sowjetische Armee, wie z.B. “Arbeiter schießen auf Arbeiter” und “Den Russen gehen die inneren Angelegenheiten der Deutschen nichts an”.

Jetzt zogen sich die Provokateure in ihre Schlupfwinkel zurück und versuchten, illegale Zusammenkünfte zu organisieren.  Durch die Wachsamkeit der staatlichen Organe und unserer Genossen gelang es, diese Zusammenkünfte im wesentlichen zu zerschlagen.

Die weitere Taktik war das Verbreiten von Gerüchten über “Die bevorstehende Ausrufung eines Generalstreiks – besonderes bei der Reichsbahn”, von “der Desorganisation der Lebensmittelveresorgung”, “die Durchführung weiterer Streiks bei Nichtherausgabe der politischen Gefangenen” usw.

Vielen Funktionären der Partei, des Staatsapparates und der Massenorganisationen wurden Drohbriefe übermittelt.  Verschiedentlich wurden an den Häusern wo Funktionäre wohnen, Erkennungszeichen angebracht.

Nachdem die Feinde im Stadtgebiet Leipzig geschlagen waren, versuchten sie, auf dem flachen Lande weitere Unruheherde zu schaffen.

Sächsische Staatsarchiv Leipzig, IV‑2/12/588, S. 22-23

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